Um 100 n. Chr. wurde auf der heutigen Gemarkung von Walheim ein römisches Kastell errichtet. Die Kastellstraßen sind noch heute im Stadtbild sichtbar. Die römischen Soldaten überwachten den sogenannten Neckarlimes- die damalige Grenze des römischen Reichs. Nach und nach entstand um das Kastell eine florierende Zivilsiedlung. Handwerker lebten von und mit dem Militär. Bereits um 160 n.Chr. verließ die Einheit Walheim und wurde rund 30 km nach Osten ins heutige Mainhardt verlegt. Die baulichen Überreste der Römer schlummern bis heute im Walheimer Boden. Zahlreiche Funde haben Grabungen wieder zutage gefördert. Diese geben Einblick in die damalige Lebenswelt.
Wenn man aber mehr über die römischen Soldaten erfahren möchte, die das Kastell erbauten, schwiegen die Quellen in Walheim bislang. Keine Bauinschrift, kein Grabstein oder sonstiges Dokument belegen den Namen der Einheit. Wer aber waren die Erbauer dieses Kastells? Woher kamen Sie? Und warum verließen Sie Walheim nach rund 60 Jahren wieder?
Eine neuer Fund aus dem Jahr 2018 gibt nun erstmals einen Namen für die Einheit an. Auf einem Tonziegelfragment fanden sich die Buchstaben „COH I AS“. Aufgelöst dürfte es sich bei der Einheit also um die erste, teilberittene Kohorte der Asturer gehandelt haben. Auch wenn dieser Fund noch keinen endgültigen Beweis darstellt, dass diese Kohorte wirklich in Walheim stationiert war, so untermauert der Fund doch diese These. Zumal aus Mainhardt mehrere Inschriften dieser Einheit gefunden wurden.
Asturien ist eine Region im Nordwesten Spaniens. Das Gebiet wurde nach einem zehnjährigen Krieg (29-19 v. Chr.), an dem Kaiser Augustus sogar persönlich teilnahm, vom römischen Reich annektiert. Kurz nach Christi Geburt wurden aus dem Gebiet dann zahlreiche römische Hilfstruppeneinheiten rekrutiert. Die Frage, ob die Meldung zum Militär immer ganz freiwillig erfolgte oder die Hoffnung nach einem besseren Leben und sozialem Aufstieg überwog muss offen bleiben. Immerhin erhielten die Soldaten nach 25 Jahren in römischen Diensten das begehrte römische Bürgerrecht und eine Abfindung.
Die Walheimer Einheit wurde kurz nach Ihrer Aufstellung an den Niederrhein verlegt. Sie ersetzen dort wahrscheinlich Truppen, die für die Invasion Britanniens unter Kaiser Claudius benötigt wurden. Es folgten Standorte im heutigen Rhein- Main Gebiet, Walheim und Mainhardt. Bei allen Standorten schützen die Soldaten die Grenzen des Imperiums. Inschriften belegen aber auch, dass die Einheit mit zivilen Aufgaben, wie der Herstellung von Ziegeln beschäftigt war. Im dritten Jahrhundert wurde die Einheit dann nach Britannien verlegt. Ein Kommandeur der Einheit namens Quintus Gargilius Martialis aus dieser Zeit brachte es laut einer Spätantike Quelle im Verlauf seiner späteren Karriere sogar zum Berater des Kaisers Alexander Severus. Im vierten Jahrhundert verlieren sich dann dieSpuren der Einheit im Dunklen der Geschichte.
Dr. Stefan Ernst vom Förderverein Römerhaus Walheim e.V. zeichnet erstmals das Schicksal der Walheimer Kohorte über mehr als 400 Jahre nach und begibt sich auf eine spannende Spurensuche der spanischen Wurzeln Walheims. Der Ziegelfund von 2018 wird im Zuge des Vortrags erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Fund wird anschließend in die permanente Ausstellung des Römerhauses übernommen.
Der Vortag findet am 14. Juli um 19:30 Uhr im Römerhaus in Walheim statt. Der Eintritt ist frei.