Stolz hält Dr. Martin Kemkes einige Fundstücke in die Kamera

Foto: Roland Willeke

Römische Religion am Rande des Imperiums

Neue Einblicke in die vielfalt des religiösen Lebens

Der Fund eines außergewöhnlichen Weihesteins war der Auslöser. Er enthielt den Namen einer bis dahin völlig unbekannten Göttin: “Maesama”. Der Fund öffnete die Augen für einen neuen Blick auf das sehr vielfältige religiöse Leben der Römer. Ein Leben das von verschiedenen Einflüssen und Facetten geprägt wurde.

Jupiter Juno und Minerva so hießen die wichtigsten Götter der Römer. Ihnen wurden in Rom mächtige Tempel geweiht. Die Götter spielten eine große Rolle im täglichen Leben der Menschen. Nach dem damaligen Glauben griffen diese aktiv auf die großen und kleinen Geschicke ein. Um die vielen verschiedenen Göttheiten milde zu stimmen befolgten die Römer ein strenges Zeremoniell. Aber auch in den von den Römern verwalteten germanischen Provinzen entstand vielschichtiges religiöses Leben mit vielen verschiedenen Einflüssen.

Der Maesama Weihestein in ganzer Größe.
Der Maesama-Weihestein

Ein 2009 in Walheim in den Resten der römischen Siedlung entdeckter Weihestein der Maesama, einer keltischen Gottheit, gibt nun den Archäologen einen neuen Einblick in die religiösen Vorstellungen jener Zeit am Rande des römischen Imperiums. Mit der Expansion des römischen Reiches kamen mit den Legionären die mediterranen Bräuche zuerst nach Gallien und später auch nach Germanien. Dort vermischten sich lokale Bräuche der Kelten und Germanen zu neuen so genannten gallorömischen Kulten.

Auch die Bevölkerung der kleinen römischen Siedlung am mittleren Neckar, auf deren antiken Überresten das modernen Walheim entstand, lebte in diesem Spannungsfeld zwischen der neuen römischen Religion und alten keltischen Traditionen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der neu entdeckte Weihestein der keltischen Göttin Maesama gewidmet ist und als Stifter ein Mann mit römischen Namen nennt. Der Weihestein ist bisher der einzige Nachweis dieser Göttin und war der Mittelpunkt einer neuen Sonderausstellung von April bis August 2010 im Römerhaus. Neben dem Weihestein waren eine Vielzahl an religiösen Funden des römischen Walheim zu sehen.

Die Menge der Funde deutet auf eine rege Kulttradition mit vielen Facetten hin. Besonders hervorzuheben sind eine Reihe kunstvoll aus Stein gemeißelter Götterstatuetten die von den Archäologen in einem tiefen Brunnen hinter dem Römerhaus entdeckt wurden. Wie sie dorthin gekommen sind bleibt unklar. Entweder wurden sie von den Römern bei ihrem Abzug aus Walheim um 260 n. Chr. dort deponiert um sie vor den ankommenden Alamannen zu verstecken oder sie wurden eben von diesem Germanen in den Brunnen geworfen um die Macht der römischen Götter endgültig zu beenden. Die Häufung der Funde an diesem Ort könnten sogar für einen heiligen Bezirk in Walheim sprechen. Aber es sind auch Funde die für eine ganz persönliche Beziehung der Menschen zu ihren Göttern stehen.

(se/ml)