Militärische Änfange
Im Gegensatz zu den anderen Orten am Neckarlimes weist Walheim gleich zwei Kastelle auf. Zuerst ging man davon aus, dass es sich bei dem kleineren Kastell um den Vorgängerbau handelte bevor dann das endgültige Kastell im heutigen Ortskern errichtet wurde. Neuere Grabungen zeichen ein anderes Bild. Demnach haben beide Kastelle ungefähr zur gleichen Zeit bestanden. Wofür diese Konzentrierung römischer Truppen nötig war ist bis heute nicht eindeutig geklärt.
Das Kastell I liegt im alten Ortskern von Walheim und ist vollständig überbaut. Jedoch haben sich die Hauptstraßen des Kastells bis heute erhalten. Die mittelalterliche Siedlung von Walheim behielt deren Straßenverlauf bei. So deckt sich die heutige Hauptstraße mit der antiken via principalis. Die Tore der Straße sind durch eine Plasterung für den Besucher markiert woren.
Das Kastell nahm eine Fläche von ca. 2,1 ha. Die Frontseite war zum Neckar orientiert. Das Stabsgebäude, die Principia, befand sich ungefähr beim Gasthof Waldhorn. Zuerst wurde das Kastell in Holz- Erde Bauweise errichtet. erst später erhilet es eine Steinmauer. Bis 2018 fehlten in Walheim Inschriften von der Truppe, die hier stationiert war. Erst bei einer Grabung in der Hauptstaße wurde ein Ziegelfragment mit dem Stempel der Einheit ausgegraben. Es handelt sich, wie schon vermutet wurde, um die Cohors I Asturum equitata. Dieser Truppenverband stammte urspünglich aus Spanien. Die ca. 500 Soldaten der Kohorte bestanden aus ca. 320 Mann Infanterie und 180 Kavalleristen. Um 159 n.Chr. zog diese Einheit nach Mainhardt ab. Dies belegen dort gefundene Weihesteine. Das verlassene Kastellgelände in Walheim wurde anschließend zivil genutzt.
Das sogenanntwe Kastell II befindet sich nördlich des Baumbachs und wurde erst bei den Grabungen in den 80er- Jaheren entdeckt. Es enstand wahrscheinlich, wie Kastell I, um 100 n.Chr unter Kaiser Trajan . Es ist somit nicht, wie lange vermutet wurde, der Vorgängerbau des Kastells I. Mit seinen 0,7 ha weist es die Fläche eines Numeruskastells auf.
Welche Einheit dort aber tatsächlich stationiert war ist unbekannt. Das Kastell bestand nur für eine kurze Zeit. Es scheint im Zussammenhang mit der Versorgung und Logistik des Neckarlimes entstanden zu sein. Später wurde das Areal zivil genutzt. So entstanden dort mehrere Streifenhäuser und ein Bad.
Zivile Blütezeit
Nachdem die Kohorte aus Walheim nach Mainhardt abgezogen war, brannten die meisten Holzgebäude in Walheim ab. Ob dies durch die römischen Einwohner oder dem Militär planmäßig durchgeführt wurde oder es eine Brandkatastrophe war ist heute nicht klar festzustellen. Nach dem Abzug des Militärs verfielen viele römische Dörfer, da die Bewohner mit dem Militär weiterzogen oder sonst ihre Lebensgrundlage verloren. Dieses ist für die römische Siedlung von Walheim nicht zu beobachten. Die Blütezeit der neuen römischen Handelssiedlung begann erst jetzt. Ein Anzeichen hierfür sind die in Stein ausgeführten Streifenhäuser, zu welchem auch das Römerhaus Walheim gehörte. Der Reichtum den der Handel mit sich brachte, ermöglichte es Bäder, Kultstätten und einen Hafen entstehen zu lassen. Es ist zudem durch einen Weihestein belegt, dass selbst der Kasiser in Walheim Besitzungen hatte.
"in solo caesaris" - auf Grund und Boden des Kaisers (Weihestein)
Händler und Handwerker schufen sich einen gewissen Wohlstand, was durch zahlreiche kulturelle Fundstücke, wie Statuen und Schmuck, zu belegen ist. Vor allem die Töpferei war einer der Hauptwitschaftszweige in Walheim und die Produkte die hier hergestellt wurden erlangten überregionale Bedeutung. Ein sehr schönes Exemplar eines Töpferofens fand sich während einer kleinen Ausgrabung in der Villastraße 2004.
Niedergang und Fall
Doch schon 233 n.Chr. erfuhr die römische Siedlung einen Rückschlag, von dem sie sich nie wieder erholen sollte. Da große teile der Rheinarmee zu anderen Kriegsschauplätzen im Osten des Reiches abgezogen worden waren, gelang es germanischen Stämmen den obergermanischen Limes zu durchbrechen und auf römischen Gebiet vorzustoßen. Auch die römische Siedlung von Walheim fiel diesem Ansturm größtenteils zum Opfer. Die Menschen mussten fliehen oder wurden getötet.
Im dritten Jahrhundert nach Christus war des Imperium Romanum zudem durch eine Wirtschaftskrise, sowie durch zahlreiche konkurierende Kaiser geschwächt. Dies hatte oftmals Bürgerkrieg ähnliche Zustände zur Folge. Nur mühsam gelang es das Gebiet rechts des Rheins wieder unter römische Kontrolle zu bringen. Doch die Blütezeit der römischen Provinz “Germania Superior” und damit auch dem römischen Walheim war vorbei. Das endgültige Ende kam spätestens im Jahre 260 n. Chr.
Der römische Kaiser gab das Gebiet rechts des Rheins auf. Donau und Rhein wurden wieder die Grenzen des römischen Reichs.